Der Familie Popolski in Hamburg
Ich luge nicht, wenn ich sage, dass die gute alte Fabrik gestern einen Höhepunkt in einem an Höhepunkten reichen Jahr erlebt hat. Der Familie Popolski gastierte mit ihrer Live-Show in Altona und brachte den Hamburgern das Klischee polnischer Musikkultur nahe.
Um es kurz zu machen: Ich bin beeindruckt. Das mag daran liegen, dass ich dem polnischen Volk traditionell zugewandt bin. In der Schule war ich in ein Mädchen mit polnischem Namen verknallt, meine Halbschwester ist Polin und mein Tanzlehrer polnischer Abstammung. Aber all das hat nichts mit dem wahren Grund meiner Begeisterung: Die Musik der Popolski-Show.
Wie kann man zweieinhalb Stunden lang pseudo-polnischen Unsinn erzählen und dabei auf so hohem Niveau Musik machen? Wo findet man derart gute Musiker, die gleichzeitig genug schauspielerisches Talent besitzen, um den ganzen Abend sowohl jegliches Gefühl für der Genus von die deutsche Sprache zu verlieren, als auch außerst zuverlassig jeden Umlaut zu ignorieren – auch während des Singens.
Christian, mit dem ich beim Konzert war, fühlte sich an die Leningrad Cowboys erinnert, ich musste an Klimbim denken, was ich vor allem auf die schrägen Outfits (Stichwort „Neon-Beige“) zurückführe. Mit Blick auf die Stimmung kann man die Show eher als Kindergeburtstag für Erwachsene bezeichnen. Von Schunkeln, über Begrüßungsvodka für alle bis zum Mitsingen war alles dabei. Nur dass die Qualität eben kein Kindergeburtstag ist, sondern ganz weit vorne.
So haben es die Popolskis geschafft, dass ich bei „Hello again“ mitsinge und zu „Cheri Cheri Lady“ headbange. Aus dem Song, den nicht etwa Dieter Bohlen, sondern Oppa Popolski für eine Kirschenverkäuferin auf dem Markt von Zabrze geschrieben hat, eine Nummr á la Red Hot Chilli Peppers zu machen, ist eine starke Leistung. Das auch noch glaubwürdig musikalisch umzusetzen und zu performen, eine noch größere.
Ich bedaure, dass das Zusatzkonzert heute Abend bereits ausverkauft ist. Im März gibt es das nächste Zusatzkonzert, dann leider im CCH. Ich mag das CCH als Konzerthalle nicht besonders, wenngleich ich mir vorstellen kann, dass die Popolskis auch diese Hutte rocken werden. Zwei Zusatzkonzerte im Rahmen einer Tour zu schaffen, ist im mit einem guten Konzertangebot verwöhnten Hamburg nicht einfach. Vielleicht liegt es einfach daran, dass die Popolski-Show ein Gesamtkunstwerk ist, nicht nur ein Konzert. Die Show würde sich nahtlos in das Angebot auf dem Spielbudenplatz einreihen, und ich vermute, dass ein längerfristiges Engament z.B. im Sankt-Pauli-Theater auch funktionieren würde. Busladungen von Menschen würden nach Hamburg strömen und Abend für Abend der Musik und den Geschichten lauschen. Was mit Über sieben Brücken musst Du gehen tatsächlich gemeint war. Wie die echte Version des Märchens Janusz und der Wolf verläuft, in dem neben der Wolf auch der Ente und der Katze vorkommen, und sie würden erfahren welche Rolle der Schaf spielt.
Gelegentlich wäre auch ich im Publikum, um einige der Geschichten, die ich nun kenne, nochmal zu hören, vor allem aber, um viel Spaß zu haben. I really got the Polka started. Wer keine Gelegenheit hat, heute die Zusatzshow zu sehen, dem sei gesagt: Don’t sorry, be happy. Im März gibt’s die nächste Gelegenheit in Hamburg, oder bereits früher in anderen Städten. Viel Spaß!